Happige Niederlage
Erstmals in dieser an sich so positiv verlaufenden Spielzeit verlor die Borussia zwei Spiele hintereinander. Vom SV Bergisch Gladbach kehrte sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mit einer happigen 1:4-Niederlage heim. Neunmal in den letzten drei Partien schlug es im eigenen Kasten ein – das ist eine untypische Bilanz für die Schwarz-Weißen, die trotzdem immer noch die wenigsten Gegentore der Mittelrheinliga kassierten. „In der Regel machen wir ja gegen den Ball viel richtig, aber derzeit fehlt bei uns die Disziplin im Defensivverhalten“, kritisierte Trainer Wilfried Hannes die über weite Strecken enttäuschende Vorstellung an der Paffrather Straße.
Die Abwehr an sich war von einer kurzfristigen Änderung betroffen. Kapitän Christian Kreutzer gesellte sich wegen Schmerzen an der Achillessehne zu den nur 62 Zuschauern am Abend des Champions League-Halbfinales Bayern München gegen Real Madrid. In der Innenverteidigung begann dafür der nach seiner Sperre wieder bereitstehende Julian Wiersberg. Außerdem stellte sich Freialdenhoven mit Yannick Kuhnke auf Außen, Moritz Kraus rechts hinten und dafür Leon Ruhrig im Mittelfeld zur Prime-Time im Bergischen vor.
Die Anzeigetafel in der Belkaw-Arena zeigte erst die 8. Minute, da wähnten die frischeren Gastgeber schon einen signifikanten Vorteil auf ihrer Seite. Nach einem Einwurf und einem Abspielfehler von Ruhrig schalteten die jungen Bergisch Gladbacher schnell um. Daniel Isken setzte Saif-Eddin Ayadi auf halbrechter Position in Szene, der aus elf Metern mit Hilfe des Innenpfostens einnetzte. Die Borussen waren auch in der Folge in den Zweikämpfen nicht durchsetzungsfähig genug. Ein Kopfball von Kevin Kruth stellte die einzige Offensivnote dar. Richtig gefährlich wurde es erstmals beim sich kaum andeutenden Ausgleich: Kruths Forechecking brachte Gérard Sambou in Ballbesitz, der legte rechts raus zu Kuhnke und in der Mitte lief Kruth in Position und schob aus naher Distanz ein (27.).
Es schien so, als hätten die Gäste den Treffer gebraucht, um in das Match zu finden. So erwischte Wiersberg nach einer Ecke von Philipp Simon das Außennetz des SV-Gehäuses (29.). Bei Simons 20-Meter-Geschoss musste Keeper Michael Cebulla seine Flugeigenschaften unter Beweis stellen und bei der anschließenden Ecke von Simon hatten die Freialdenhovener Pech, als Alexandru Daescu nur den Außenpfosten traf (33.). „In der Phase besaßen wir ziemliches Glück. Wir hätten auch mit einem Rückstand in die Pause gehen können“, meinte SV-Coach Helge Hohl, der für alle Beteiligten gänzlich unerwartet den Außenspieler Ayadi im Sturmzentrum aufbot. In der 38. Minute war dieser erneut zur Stelle und köpfte eine von rechts kommende Flanke von Dennis Weis in die Maschen. Zuvor bereits ließen die Borussen eine ähnliche Situation entstehen. Da setzte Isken das Leder aber fünf Meter drüber (30.).
Mit neuem Elan wollten die Freialdenhovener aus der Pause kommen, doch gegen jetzt kompakter verteidigende Hausherren verfielen sie wie schon zu Beginn des Spiels in einen Modus, der weit weg war von der eigentlichen Leistungsstärke der Mannschaft. Für eine fahrlässige Deckung wurden sie zum dritten Mal von den nun besonders selbstbewussten Bergischen bestraft: Beim Konter über Isken stand Patrick Hill alleine elf Meter vor dem Borussen-Tor und suchte sich die lange Ecke aus (53.). Und das Ergebnis wurde noch unangenehmer: Vor dem 4:1 ließ Schlussmann Tobias Werres den von der Eckfahne hineinfliegenden Ball abtropfen und im Gerangel sprang der Ball dem vor die Füße, dem am Mittwoch alles gelang: Bergisch Gladbachs Ayadi. Dessen Schuss landete im Netz, doch weil der auf der Torlinie stehende Daescu das Leder mit der Hand berührte, gab es von Schiedsrichter Francisco Lahora Chulian nachträglich obendrein die Gelb-Rote Karte für den Rumänen, der somit im Heimspiel am Sonntag gegen den VfL Vichttal (15.00 Uhr) fehlen wird. Zuvor musste Hannes bereits den nach einem Tritt auf den Fuß angeschlagenen Wiersberg herunternehmen. Mit fortan zehn Mann stellte die Borussia ihre ohnehin wenig durchdringenden Offensivbemühungen ein und kümmerte sich darum, dass der Abend nicht noch bitterer wurde, was angesichts des Lattenschusses von Alain N’goua hätte passieren können.
Aufstellung: Werres – Kraus, Wiersberg (60. Nock), Daescu, Sambou – Ruhrig (55. Lee), Takai, Simon – Kuhnke (64. Schneider), Kruth, Tkacz
Tore: 1:0 Ayadi (8.), 1:1 Kruth (27.), 2:1 Ayadi (38.), 3:1 Hill (53.), 4:1 Ayadi (67.)
Gelb-Rote Karte: Daescu (67.)
Schiedsrichter: Chulian (Bonn)