Alles Gute zum 60. Geburtstag, Winni!
Wilfried Hannes wird am heutigen Mittwoch 60. Zum runden Geburtstag gratuliert die gesamte Borussen-Familie ihm sehr herzlich! Anlässlich seines Ehrentages wurde in vielen Zeitungen auf die aktive Zeit des torgefährlichen Verteidigers bei den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und FC Schalke 04 sowie in der deutschen Nationalmannschaft zurückgeblickt. Auch borussia-freialdenhoven.de nahm den besonderen Feiertag von „Winni“ als Anlass, um mit ihm auf seine bislang 17 Saisons in Freialdenhoven zurückzublicken und über Persönliches zu sprechen.
borussia-freialdenhoven.de: Happy birthday, Winni! Zum Geburtstag mal eine etwas andere Einstiegsfrage: Du bist abgesehen von der Spielzeit 2003/04 seit 1999 in Freialdenhoven. Wie viele Trainingsanzüge der Borussia haben sich in so einer langen Zeit angesammelt?
Wilfried Hannes (lacht): Da kommt schon Einiges zusammen, auf jeden Fall eine zweistellige Zahl. Meine Frau Norma kriegt manchmal einen „Föhn“, wenn sie die Kollektion sieht. Manche Anzüge aus der Vergangenheit habe ich aber auch verschenkt und an Spieltagen komme ich ja meist in privater Kleidung.
Mit deiner Erfahrung kannst du es gut beurteilen: Was ist das Spezielle an der Borussia?
Ich denke, dass es uns immer gelungen ist, eine gute Atmosphäre zu schaffen, talentierte Jungs aus der Region zu holen, was immer schwerer wird, und wir eigentlich immer unsere sportlichen Ziele erreicht haben. Wenn ich sage „wir“ beziehe ich da alle mit ein, ganz besonders Rolf Imdahl und die gesamte Familie Imdahl, ohne die das alles nicht machbar wäre. Denn es ist etwas absolut Besonderes, in einem so kleinen Ort, wo fast jeder jeden kennt, über Jahrzehnte hinweg höchstklassigen Amateurfußball zu bieten und eine solche Infrastruktur zu haben. Ich freue mich auch immer, treue Weggefährten im Publikum zu sehen. Andere sind älter geworden oder leider verstorben, sodass die Anhängerschaft etwas wechselte im Laufe dieser langen Zeit, in der ich da bin. Aber die Zuschauerzahlen sind für die heutige schwere Zeit des Amateurfußballs und vor allem im Vergleich mit den vielen Städten in unserer Liga sehr gut. Wir haben zum Beispiel 60 Mal weniger Einwohner als Bergheim, aber im Schnitt doppelt so viele Fans bei den Spielen.
Was würdest du als schönste Momente in deiner Freialdenhovener Zeit bezeichnen?
Zunächst der Aufstieg in die Oberliga im Jahr 2000, in meiner ersten Saison. Dann die großen Namen und Vereine in der vierten Liga über Jahre hinweg geärgert zu haben. Wie die Oberliga früher, ist jetzt die Mittelrheinliga das höchste der Gefühle für unseren kleinen Klub, in der wir gute und schlechtere Spielzeiten verbrachten. Die beiden Freundschaftsspiele gegen Borussia Mönchengladbach 2005 und 2007 sowie das Gastspiel von Schalke 04 im Jahr 2003 waren dazu ganz besondere Erlebnisse.
Und was waren die bittersten Stunden?
Zunächst denke ich, dass wir alle schwierigen Situationen gut überstanden haben. Das Team, der Vorstand und das Umfeld behielten immer die Nerven und demonstrierten Zusammenhalt. Bitter war es, zweimal haarscharf an einer Teilnahme am DFB-Pokal vorbeigeschrammt zu sein. Gegen Blau-Weiss Brühl hatten wir damals personelle Ausfälle zu beklagen und gegen Wegberg-Beeck waren wir keineswegs das schlechtere Team.
Bei Borussia Mönchengladbach wählten dich die Fans in die Jahrhundertelf. Welche deiner Spieler aus deinen 17 Freialdenhovener Saisons würden es in deine Auswahlmannschaft schaffen?
Tom Bügler und Sascha Rodemers waren sicher über Jahre wichtige Torhüter. Wir hatten mit Edin Durakovic, Peter Stops und Samir Gradascevic oder auch aktuell Christian Kreutzer überragende Innenverteidiger. Hervorragende Stürmer waren stets unser Faustpfand wie Josip Labas, Delain Sasa, Michael Thelen, Cengiz Can, Thomas Betzer, Pascal Schneider oder Dirk Lehmann, der immer mit einer beispielhaften Einstellung vorangegangen ist. Im Mittelfeld hatten wir mit Alija Pobric, Stephan Lämmermann, Olaf Poll und meinem heutigen Co-Trainer Michael Kruskopf auch einige Top-Leute dabei. Letztlich brachte sich jeder zu seiner bestimmten Zeit in Freialdenhoven ein. Wenn ich nachgucken würde, würden mir sicher noch mehr wertvolle und charakterstarke Spieler einfallen. Wir hatten immer Jungs, die mit Herz dabei waren und die gerade in der Oberliga Mannschaften geschlagen haben, die wesentlich bessere Voraussetzungen hatten als wir.
Gibt es eigentlich etwas, was du im Verein ändern würdest?
Im Verein nicht, der ist gut geführt. Was mich stört sind manche Regularien, die dem Amateurfußball einen wichtigen Teil seiner Attraktivität nehmen. Wir waren mehrfach richtig oben mit dabei in der Tabelle und hätten auch eine Liga höher bestehen können, doch die Regularien des DFB machen dies unmöglich. Die Relegation der Regionalliga-Meister ist genauso blöd: Meister müssen aufsteigen dürfen. Da würde ich mir mehr Unterstützung vom Verband wünschen, denn an der Basis bis hinunter in die Kreisligen wird es immer schwerer, während im Profibereich alles boomt. Die fünf Bundesliga-Spiele im Jahr, die künftig sonntags um 13.30 Uhr beginnen, werden wir auch direkt wieder negativ bei unseren Zuschauerzahlen zu spüren bekommen.
Hast du mal über eine andere Traineraufgabe nachgedacht?
Im Laufe der Jahre gab es Anfragen. Aber ich bin sehr heimatverbunden, habe auch zu meiner Gladbacher und Schalker Zeit in Düren gewohnt. Es war nie ernsthaft ein Thema in der Familie Hannes die Borussia zu verlassen. In Freialdenhoven ist es in der Zeit mit Rolf und mir sehr professionell geworden. Daher ist man auch in großem Maße mit dem Klub und seinen Menschen verbunden.
Existiert ein Alterslimit, das du dir für den Posten als Trainer gesetzt hast?
Nein. So lange ich mich so fühle wie jetzt, macht es mir großen Spaß mit den Jungs, mit denen ich ja nahezu täglich auf der Wiese bin. Natürlich muss man auch etwas bewirken können als Fußballlehrer und die Spieler erreichen. Wenn ich merken würde, ich erreiche meine Spieler nicht mehr, dann wäre es an der Zeit, aber so setze ich mir kein Limit.
Was wünschst du dir persönlich für die nächsten 60 Jahre?
(lacht) Oftmals stehen in Deutschland andere Dinge im Fokus und die Gesundheit kommt leider zu kurz. Leider musste ich auch im eigenen Umfeld Schicksalsschläge erleiden; andere sind auch nicht mehr ganz gesund. Über diese Themen denkt man jetzt in dem Alter nach. Daher wünsche ich mir Gesundheit für mich, meine Familie und alle, die mich kennen.