Elfmeter bringen Freialdenhoven um Pokal
Wenn man im Elfmeterschießen von drei Versuchen keinen versenkt und der Gegner vom Punkt fehlerlos bleibt, gebührt diesem selbstredend die faire Gratulation. So beglückwünschten die Freialdenhovener den 1. FC Düren zum Sieg im Kreispokal-Finale auf neutralem Terrain in Oberzier (1:1, 3:0 im Elfmeterschießen). Was allerdings fast immer ein schlechtes Zeichen ist, wenn nach einer Partie der Schiedsrichter im Mittelpunkt der Nachbetrachtungen steht, wie es sich am Tag der Deutschen Einheit leider zutrug, da der Spielleiter maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang der Begegnung, zudem eines Endspiels, nahm.
Die Borussia rotierte gegenüber dem letzten Liga-Erfolg in Alfter (2:0) sechs Mal und begann aktiver. Yannick Kuhnke jagte eine Flanke von Hussain Alawie mit vollem Risiko drüber, Oskar Tkacz kam nach starkem Zuspiel von Marcus Weber nicht zum Abschluss (6./7.). Die beste Möglichkeit der Anfangsphase verbuchten die ebenso auf einigen Positionen veränderten Kreisstädter, die von einzelnen Besuchern mit einem „Pro Tradition“-Banner kritisch auf dem Kunstrasen begrüßt wurden: Nach einer Ecke tropfte dem freistehenden Daniel Bleja das Spielgerät vor die Füße, er brachte aber bei fünf Metern Torentfernung keinen Druck auf den Ball – Freialdenhovens Keeper Tobias Werres war schnell unten (15., Foto rechts). Kurz darauf ging die Borussia in Front: Leon Ruhrig zog von Rechtsaußen nach innen, tanzte zwei Dürener aus und erblickte Alawie. Der Stürmer löste sich im Rücken von Julian Wiersberg und verwandelte mit der Fußspitze (18., Foto links). Für den Deutsch-Libanesen, der mit seinem Tor zum 1:0 gegen Arnoldsweiler den Finaleinzug ermöglichte, war es bereits das fünfte Kreispokal-Tor. Und Alawie hätte beinahe gleich nachgelegt, köpfte den Eckstoß von Patrick Rubaszewski aber rechts daneben (23.).
Die Schwarz-Weißen überzeugten mit der reiferen Spielanlage. Trotzdem musste Torhüter Werres auf dem Platz seines früheren Vereins und nur zwei Kilometer von seinem Zuhause entfernt zur Hochform auflaufen: Gegen den 18-Meter-Schuss von Dominik Behr (31.), Blejas Versuch aus spitzem Winkel (35.) und den nach einer schnörkellosen Stafette vor ihm erschienenen Marc Wollersheim parierte der 25-Jährige (39.). Kurz vor der Pause trat der Schiedsrichter erstmals ins Scheinwerferlicht: Die FC-Verantwortlichen regten sich zurecht darüber auf, dass er nach einem Foul von Jehia Makki gegen Yunus Kocak nicht den Vorteil laufen ließ; Wollersheim wäre frei durch gewesen.
Mit einer hervorragenden Kombination über die linke Seite mit Tkacz und Alain N’Goua eröffnete Freialdenhoven den zweiten Durchgang. Dem im Rückraum bedienten Rubaszewski glitt das Leder über den Schuh (50.), beim nächsten Angriff wurde der Schuss des Youngsters aus ebenfalls zentraler Lage geblockt (52.). „Hier hätten wir das 2:0 machen müssen“, ärgerte sich Trainer Wilfried Hannes. Anschließend passierte lange nichts mehr – bis zu der Szene, die die Gemüter erhitzte. Nach einem leichten Kontakt von Tkacz gegen Wollersheim knapp innerhalb des Freialdenhovener 16-Meter-Raums hätte der Dürener wieder Körperspannung aufnehmen können, fiel dann aber bei zwei Ballberührungen über die Kugel und ging sieben Schritte nach der Berührung zu Boden, was der Referee mit einem Strafstoßpfiff quittierte. „Düren hatte keine Torchance in der zweiten Halbzeit und dann gibt der so einen Elfmeter – unfassbar“, polterte Hannes. Während der Ex-Borusse Wollersheim damit beschäftigt war sein Lachen hinter dem Trikot zu verdecken, schüttelten auch die Neutralen unter den 650 Zuschauern den Kopf. Andere zückten das Smartphone, sahen die Situation im schnell eingestellten Videoclip auf FuPa-TV (alle Szenen [hier]) und forderten den Unparteiischen lautstark zum „Videobeweis“ auf. Dürens Kocak war alles egal und vollstreckte zum 1:1 (77.).
Da beide Teams sich im Vorfeld darauf verständigten, im Falle eines Unentschiedens direkt zum Elfmeterschießen überzugehen, blieben nur noch wenige Minuten. In der Zeit besaß Tkacz noch eine dicke Gelegenheit, verzog seine Direktabnahme aus halbrechter Position jedoch (86.). Im Elfmeterschießen entschärfte Dürens Kevin Jackmuth die zwar kraftvollen, allerdings zu durchschaubar geschossenen Borussen-Schüsse alle drei (Foto rechts). Werres ahnte bei zwei Elfern die Ecke, konnte aber keinen abwehren. So war schon nach sechs Schützen klar, dass der Pokal erstmals an den Fusionsklub geht (3:0). Freialdenhovens Kapitän Christian Kreutzer erhielt immerhin einen Getränke-Gutschein des Hauptsponsors Bitburger aus den Händen des Fußballkreis-Vorsitzenden Manfred Schultze (Foto links).
Die Schiedsrichter holten ihre Geschenke bei der Siegerehrung übrigens nicht ab, gingen stattdessen schnell und nachhaltig auf Tauchstation. Auf den Rängen wurde derweil diskutiert, warum man einen Bezirksliga-Referee ansetzt sowie zwei bei Abseitsentscheidungen häufiger unsicher gewesenen Assistenten, die normalerweise Kreisliga- und Jugendspiele leiten, wenn die hochrangigsten Mannschaften des Kreisgebietes aufeinandertreffen. „Bis zum Elfmeterschießen machten es meine Jungs trotz der Personal-Umstellungen gut, wir waren weitestgehend besser. Der Frust überwiegt, dass einem durch so einen Pfiff der Titel weggenommen wird“, offenbarte Coach Hannes seine Gefühlswelt. Dafür passte aber im Umfeld der Partie der Rahmen. Der BC Oberzier mit seinen engagierten Helfern war ein guter, freundlicher Gastgeber.
Aufstellung: Werres – Ruhrig, Makki (46. Daescu), Kreutzer, Weber – N’Goua, Rubaszewski (69. Borgelt), Sambou – Kuhnke (85. Schneider), Alawie, Tkacz
Tore: 0:1 Alawie (18.), 1:1 Kocak (77./Foulelfmeter)
Elfmeterschießen: Kreutzer – gehalten, Schröteler – 1:0, Schneider – gehalten, Kurzke – 2:0, N’Goua – gehalten, Becker – 3:0
Gelbe Karten: Behr, Becker / Makki, Ruhrig, Werres
Schiedsrichter: Zimmermann (Elsdorf)
Zuschauer: 650 am BCO-Kunstrasenplatz in Oberzier
Fotos: FuPa